Wie das Gehirn von Graham Phillips vernetzt sich auch unser Gehirn ständig neu. In den Regionen, die trainiert werden, erhöht sich die neuronale Kapazität. Man lässt sich auf eine andere Erfahrung ein, beispielsweise Meditation, und schon beginnt das Gehirn anders zu arbeiten. Verändert man seinen Geist bzw. sein Denken, fließen Informationen im Gehirn entlang neuer Nervenbahnen. Die Neuronen des Gehirns rekonfigurieren sich entsprechend, feuern und vernetzen sich so, dass es zu dem neuen Muster passt. Der Geist lenkt, das Gehirn reagiert darauf.
Bei Graham Phillips’ Geschichte geht es im Wesentlichen um fünf Punkte:
- Eine 22,8-prozentige Zunahme der Masse der Gehirnregion, die für die emotionale Regulierung zuständig ist
- Verbesserte Reaktionszeiten des Gehirns, besseres Gedächtnis, bessere kognitive Fähigkeiten, verbesserte Verhaltensfähigkeiten
- Ein entspannteres Gehirn mit höherer Energieeffizienz
- Veränderungen im Gehirn in gerade einmal acht Wochen
- Ohne Medikamente, ohne chirurgische Eingriffe, ohne Nahrungsergänzungsmittel oder größere Lebensveränderungen – nur durch Achtsamkeit
Stellen Sie sich vor, Ihnen stünden 22,8 Prozent mehr Nervenzellen im Gehirn für die emotionale Regulierung zur Verfügung.
Emotionale Regulierung mag ein neurowissenschaftlicher Begriff sein, doch diese beiden Wörter haben großen Einfluss im Alltag.
Mit einer besseren emotionalen Regulierung lassen Sie sich von so häufig auftretenden Herausforderungen wie den folgenden nicht mehr so leicht aus der Ruhe bringen:
- Sich über Kollegen bei der Arbeit aufregen
- Sich ärgern über das, was der/die Partner/in sagt oder tut
- Sich von plötzlichen Geräuschen oder Anblicken erschrecken lassen
- Problematisches Verhalten der Kinder
- Was Politiker sagen oder tun
- Im Stau feststecken
- Geschichten in den Nachrichten
- Aussehen und Funktionieren des Körpers
- Beim Spielen gewinnen oder verlieren
- Konflikte mit anderen
- Religiöse Konflikte oder Meinungen anderer Leute
- Die Börse, Investitionen, die Wirtschaft
- Die Ruhe bewahren, wenn alle anderen im Stress sind
- Keine Zeit haben oder sich überfordert fühlen
- Wie viel Geld man hat oder zu haben erwartet
- Wie andere Leute Auto fahren
- Alter und körperliche Veränderungen
- Große Menschenmengen, Einkaufen, große körperliche Nähe zu anderen Menschen
- Abweichende Meinungen anderer Leute
- Erwartungen dahingehend, wie das eigene Leben eigentlich sein sollte
- Was die Eltern meinen und sagen
- Schlange stehen oder auf etwas Gewünschtes warten müssen
- Das beneidenswerte Leben von Filmstars und anderen Berühmtheiten
- Menschen, die zu viel Zeit und Aufmerksamkeit anderer Leute beanspruchen
- Was man besitzt oder nicht besitzt
- Nervige Verwandte auf Familientreffen
- Alltägliche Pannen und Missgeschicke
- Beförderungen oder Belohnungen bekommen oder nicht bekommen – oder etwas anderes, was man sich gewünscht hat
- … und alles andere, was einen immer wieder nervt
Stellen Sie sich vor, Sie haben ein Gehirn, das viel besser in der Lage ist, diese Herausforderungen zu bewältigen, sodass Ihr Glück davon nicht getrübt wird. Meditation verändert nicht nur die innere Verfassung – so wie man sich gerade fühlt. Sie verändert die Charakterzüge – die dauerhaften Aspekte der Persönlichkeit, die dem Gehirn eingeprägt sind und über unsere Lebenseinstellung bestimmen.
“Meditieren fördert zum Beispiel positive Eigenschaften wie eine höhere Belastbarkeit angesichts von Schwierigkeiten, mehr Sympathie und Mitgefühl mit anderen Menschen sowie mit sich selbst (Goleman & Davidson, 2017). Meditation stärkt auch die Selbstkontrolle, sodass wir Regenten über unsere Emotionen sind anstatt ihre Sklaven”
Eine klassische Studie aus dem Jahr 1971, der sogenannte Stanford Marshmallow Test, untersuchte die emotionale Regulierung von Kindern im Vorschulalter. Ihnen wurde ein Marshmallow vorgelegt, dann wurden sie im Raum allein gelassen und man versprach ihnen, sie würden ein zweites Marshmallow bekommen, wenn sie es schafften, das erste in den nächsten 15 Minuten nicht gleich aufzuessen.
Dreißig Jahre später führten jene Kinder, die ihre Emotionen regulieren konnten, ein in vielerlei Hinsicht besseres Leben. Ihre Ergebnisse bei Aufnahmeprüfungen fürs College waren besser, sie verdienten mehr Geld und führten glücklichere Ehen. Zudem wiesen sie einen niedrigeren Body Mass Index (BMI) und weniger Suchtverhalten auf (Schlam, Wilson, Shoda, Mischel & Ayduk, 2013).
Die Teile des Gehirns, die unsere Emotionen regulieren, kümmern sich auch um das Arbeitsgedächtnis, wie Kernspintomografien aufgezeigt haben (Schweizer, Grahn, Hampshire, Mobbs & Dalgleish, 2013). Das Arbeitsgedächtnis hat mit Gewahrsein zu tun, mit unserer Fähigkeit, unseren Fokus beizubehalten und relevante von irrelevanten Informationen zu unterscheiden. Sind die Emotionen gestört, gehen diese Teile des Gehirns sozusagen offline und können vom Arbeitsgedächtnis nicht mehr genutzt werden; dann treffen wir schlechte Entscheidungen. Lernen wir, unsere Emotionen effektiv zu regulieren, so wie Graham Phillips das gemacht hat, können wir sie auch steuern, und die Gedächtnisschaltkreise des Gehirns können dann dazu genutzt werden, unser Leben auf Basis weiser Entscheidungen zu führen.
Church D.(2018)awson. Geist über Materie. (1. Auflage). Momanda GmbH.