Im Jahr 1991 zeigte J. Andrew Armour, M.D., Ph.D., mit seiner bahnbrechenden Arbeit, dass das Herz im wahrsten Sinn des Wortes seinen eigenen Geist bzw. »Kopf« hat. Es verfügt über ein Nervensystem aus bis zu 40.000 Neuronen, das unabhängig vom Gehirn funktioniert und als das intrinsische Nervensystem des Herzens bezeichnet wird, besser bekannt als das Herzgehirn.22 Diese so weitreichende Entdeckung begründete das neue Wissenschaftsgebiet der Neurokardiologie.
“Dank neuer Technologien können wir in die Zellkerne blicken, den Informationsfluss in unseren Gehirnen beobachten und herausfinden, was während einer EFT-Behandlung, einer Meditation und anderer stressmindernder Praktiken geschieht.”
Herz und Gehirn sind über efferente (absteigende) und afferente (aufsteigende) Nervenbahnen miteinander verbunden; allerdings führen 90 Prozent der verbindenden Nervenfasern vom Herzen hoch zum Gehirn. Wie Armour herausfand, senden diese direkten, afferenten Nervenbahnen ständig Signale und Informationen, die mit den höheren kognitiven und emotionalen Zentren des Gehirns interagieren und die entsprechenden Aktivitäten anpassen bzw. verändern.
Diese Signale vom Herzen zum Gehirn verbinden sich über den Vagusnerv und laufen direkt in den Thalamus (der die kortikale Aktivität, beispielsweise Denken, Wahrnehmen und Sprachverständnis, synchronisiert) und dann weiter zu den Stirnlappen (welche für die motorischen Funktionen und für Problemlösung zuständig sind) und zu den Überlebenszentren des Gehirns, der Amygdala (unserem emotionalen Gedächtnis)(siehe Abbildung 7.2).
Das bedeutet: Ein offenes Herzzentrum hält die Überlebenszentren des Gehirns in Schach, und damit ist es durchaus möglich, dass wir umso weniger stark auf stressauslösende Faktoren im Leben reagieren, je mehr wir aus dem Herzen heraus leben. Umgekehrt gilt das Gleiche: Je weniger Energie sich im Herzzentrum befindet, desto wahrscheinlicher führen wir ein Leben im Überlebensmodus.
Unsere Gefühle und Herzrhythmen haben also Einfluss darauf, welche emotionalen Erinnerungen und Reaktionen zu uns durchdringen; Stress und Angst können Gehirnwellenmuster auslösen, die einer angstbesetzten Gewohnheit der Vergangenheit entsprechen. Umgekehrt können wie bei einem musterabgleichenden Computer höhere Emotionen des Herzens die Gehirnwellenmuster in Kohärenz bringen.
Erzeugen Sie also höhere emotionale Zustände und rufen dadurch die Gefühle Ihrer Zukunft zu sich, legt das Gehirn nach und nach die neuronalen Netze für diese zukünftigen Emotionen bzw. dieses neue Schicksal an. Wie Armours Entdeckung der afferenten Nervenbahnen vom Herzen zum Gehirn beweist, verarbeitet das Herz Emotionen selbstständig, reagiert direkt auf die Umwelt und reguliert seine Rhythmen – ohne Informationen vom Gehirn zu beziehen, und zwar, weil das Herz und das autonome Nervensystem immer zusammenarbeiten.
Interessanterweise versetzen die für diese Kommunikation zuständigen Nerven das Herz auch in die Lage, unabhängig vom Nervensystem zu spüren, zu erinnern und sich selbst zu regulieren sowie Entscheidungen über die kardiale Kontrolle zu treffen. Einfach ausgedrückt, spielen aus dem Herzen kommende Emotionen und Gefühle eine wichtige Rolle; sie beeinflussen, wie wir denken, Informationen verarbeiten, fühlen und die Welt sowie unseren eigenen Platz darin verstehen.
Ein aktiviertes Herzzentrum fungiert als Verstärker, der dem Gehirn »auf die Sprünge« hilft, seine Aktivitäten verbessert und im ganzen Körper für Balance, Ordnung und Kohärenz sorgt.
Dispenza, J. (2017). Werde übernatürlich: Wie gewöhnliche Menschen das Ungewöhnliche erreichen (1. Aufl.). Koha Verlag.